Tief durchatmen – Atemwegsprobleme beim Pferd frühzeitig erkennen und gegensteuern

Tief durchatmen – Atemwegsprobleme beim Pferd frühzeitig erkennen und gegensteuern

Besonders in der Fellwechselzeit sind viele Pferde anfällig für den ein oder anderen Infekt. Aber auch unabhängig davon gibt es immer mehr Pferde die ab und an mal „abhusten“ oder kurz „anstoßen“. Normal ist das nicht!

Was kann zu Atemwegsproblemen beitragen?

Der Hustenreiz wird beim Pferd deutlich schwerer ausgelöst als beim Menschen.[1] Pferden husten in der Regel nicht einfach so. Natürlich kann ein klassischer Infekt ein Auslöser für Husten und eine Atemwegserkrankung sein. Staub und schädliche Gase wie Ammoniak können die Atemwege aber zudem reizen und zu Atemwegsproblemen beitragen. [2] Problematisch sind vor allem Staubteilchen, die mit einer Partikelgröße zwischen 2 und 7 µm manchmal so klein sind, dass sie bis in die kleinen Lungenbläschen gelangen können. Auch Schimmelsporen, Futtermilben, Bakterien und deren Endotoxine (Zerfallsprodukte) können Atemwegsprobleme verursachen.[3]

Allergien? – Auch beim Pferd!

Leider haben immer mehr Pferde Probleme mit Allergien. Hier können, wie beim Menschen auch, zum Beispiel Pollen und Gräser eine Ursache sein. Aber auch bestimmte Futtermittel, Futtermilben und Schimmelsporen können beim Pferd Allergien auslösen, die Atemwegsprobleme nach sich ziehen können.

Atemwegsproblem heißt nicht gleich Husten

Aber Achtung: Nicht alle Pferde mit Atemwegsproblemen husten! Dadurch, dass der Hustenreiz beim Pferd nur schwer ausgelöst wird kann es sein, dass ein verschleppter Infekt erstmal unbemerkt bleibt. Bei einigen Pferden machen sich die Atemwegsprobleme zum Beispiel nur durch verminderte Leitungsfähigkeit, Abgeschlagenheit, Bauchatmung oder schnelles Ermüden bemerkbar. Im Zweifelsfall raten wir dazu das Pferd lieber einmal mehr vom Tierarzt checken zu lassen.[4]

Die richtige Haltung ist das A und O

Bei betroffenen Pferden sollte in erster Linie eine Haltungsanpassung erfolgen. Viel frische Luft und ausreichend Bewegungsmöglichkeiten tut nicht nur erkrankten Pferden gut. Besonders die Bewegung ist wichtig, um den Körper in Schwung zu halten. Außerdem kann Schleim durch leichte Bewegung schneller abgehustet werden. Auch auf die richtige, staubarme Einstreu sollte geachtet werden. Nicht zuletzt sind regelmäßiges und gründliches Misten ein wichtiger Punkt in der optimalen Haltung.

Inhalieren kann helfen  

Eine Atemwegserkrankung sollte außerdem immer vom Tierarzt abgeklärt werden. Neben der medikamentösen Behandlung profitieren einige Pferde vom Inhalieren mit speziellen Pferdeinhalatoren oder von einem Besuch in der Solekammer. Durch das Inhalieren kann festsitzender Schleim verflüssigt und leichter abgehustet werden. Auch Medikamente können inhaliert werden und somit die Therapie sinnvoll ergänzen.[5]

Alternativen zum Heu

Natürlich sollte zudem immer auf die Fütterung von hygienisch einwandfreiem, staubarmem Futter geachtet werden. Als Alternative zu Heu bietet sich in einigen Fällen Heulage an. Problematisch ist aber, dass viele Pferde Heulage nicht vertragen und mit Durchfall und Kotwasser reagieren. Zudem muss ein geöffneter Heulageballen recht zügig verbraucht werden, was besonders bei den warmen Temperaturen im Sommer zum Problem werden kann.

Gewaschenes oder gewässertes Heu kann den Staub binden oder herauswaschen, was für viele Pferde eine Milderung von Symptome mit sich bringt. Leider ist nasses Heu nicht wirklich haltbar und sollte umgehend verfüttert werden. Gerade bei warmen Außentemperaturen steigt außerdem die Keimzahl im Heu innerhalb kürzester Zeit erheblich an. Auch hier können Verdauungsprobleme die Folge sein.

Bedampftes Heu kann Pferden mit Atemwegsproblemen helfen

Um die hygienische Qualität des Futters zu verbessern, kann es hilfreich sein das Heu zu bedampfen. Durch die hohen Temperaturen, die beim Bedampfungsvorgang entstehen, werden allergieauslösende Schimmelsporen, Futtermilben und Bakterien zu 99% abgetötet. Das Heu ist nach dem Bedampfen leicht feucht und kann nach kurzem Abkühlen direkt verfüttert werden. Ein weiterer Vorteil ist die Haltbarkeit: Bedampftes Heu kann bis zu 24 Stunden verfüttert werden. Im Gegensatz zum Waschen werden beim Bedampfen kaum Nährstoffe ausgewaschen. Zudem wird bedampftes Heu in der Regel besonders gern gefressen. Bei Pferden mit Atemwegsproblemen kann ein Heubedampfer also eine wertvolle Ergänzung sein.

Kraftfutter nicht vergessen

Auch beim Kraftfutter ist die Qualität entscheidend. Das Kraftfutter sollte trocken und kühl gelagert werden und vor Schädlingen geschützt sein. Ist Getreide wie Hafer beispielweise nicht ausreichend getrocknet, können sich gern Bakterien und Schimmelpilze einnisten, die Probleme im Verdauungstrakt und in den Atemwegen hervorrufen können. Auch Futtermilben bzw. deren Kot kann bei einigen Pferden Allergien hervorrufen. [6]

Unterstützend können außerdem Futterzusätze mit ätherischen Ölen eingesetzt werden. Während der Kraftfutteraufnahme werden die leicht flüchtigen Öle inhaliert und können sich dabei positiv auf den Atmungsapparat auswirken.[7]

 

 

[1] Dr. Astrid Reitz, "JEDER Husten beim Pferd ist ein Warnsignal – Wege der Therapie und Heilung": Vortrag im Rahmen der Sonntagmorgenarbeit bei Anja Beran

[2] Meyer & Coenen (2014) Pferdefütterung, 6. Auflage, Thieme Verlag Stuttgart

[3] Graubner, C.; Jandova, V.; Gerber, V. (2011) Therapie chronisch entzündlicher Atemwegserkrankungen; Enke Verlag, Pferdespiegel 2011; 1: 2-8

[4] Christian, M. (2021) Zytologie bei Atemwegsproblemen -Indikation, optimiertes Probenhandling und Aussagekraft der Befunde, Pferdespiegel 2021; 24: 128-132, Thieme Verlag

[5] Niedermaier, G. & Gehlen, H. (2009) Möglichkeiten der Inhalationstherapie zur Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis des Pferdes, Pferdeheilkunde 25 (2009) 4 (Juli/August) 327-332

[6] Wehnert, C. (2011) Der Hafer-Test: Schauen Sie tief ins Glas. Cavallo Medizinwissen.

[7] Reichling, J.; Saller, R. (2012) Duftende Öle als Heilmittel für Tiere. Tierwelt, 1:18-19.

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