Nahezu in jedem Stall begegnet man mittlerweile Pferden mit chronischen Atemwegsproblemen. Die meisten Pferdebesitzer wissen inzwischen, dass die Problematik auch unter Freizeitpferden weit verbreitet ist. Aber wie erkenne ich, dass mein Pferd ein Atemwegsproblem hat? Und was muss ich dann tun?
1. Husten
„Das bisschen Abhusten beim Antraben ist doch normal.“ – Keineswegs! Der Hustenreiz wird beim Pferd viel schwerer ausgelöst als beim Menschen. Ein gesundes Pferd hustet auch beim Antraben nicht ab. Bereits ein leichtes Abhusten sollte daher in Augenschein genommen werden und ggf. durch den Tierarzt abgeklärt werden.
2. Nasenausfluss
Einige Pferde zeigen besonders nach der Bewegung Nasenausfluss. Ein wenig klarer Nasenausfluss ist durchaus normal. Sollte aber die Menge deutlich ansteigen oder aber der Nasenausfluss milchig oder gelblich bis grün werden, ist Vorsicht geboten. In diesem Fall sollte auch hier der Tierarzt zurate gezogen werden. Auch bei einseitigem Nasenausfluss raten wir dazu genau hinzuschauen. Möglicherweise können Probleme mit den Zähnen oder mit den Nebenhöhlen die Ursache hierfür sein. Wichtig: Ein Pferd mit Atemwegsproblemen muss nicht zwingend Nasenausfluss haben! Manche Pferde schlucken den Schleim einfach ab, sodass wir diesen nicht zwingend zu Gesicht bekommen.
3. Leistungsdefizit
Auch hier gilt wieder: Nicht alle Pferde mit Atemwegsproblemen husten. Einige Pferde mit Lungenproblemen fallen nur durch eine verminderte Leistungsfähigkeit auf. Bestimmte Lektionen fallen schwer oder die letzten Sprünge im Parcours klappen nicht wie gewohnt. Das Pferd ist deutlich schneller müde, als üblich. Atemwegsprobleme können durch verschiedene Gründe zu einer verminderten Sauerstoffversorgung führen, die wiederum zu Leistungseinbußen führen kann.
4. Atemfrequenz
Ein gesundes Pferd macht im Ruhezustand ca. 8-16 Atemzüge pro Minute. In der Bewegung steigt die Frequenz an. Ist die Atemfrequenz in Ruhe höher oder dauert es sehr lange, bis sich die Frequenz nach der Belastung wieder normalisiert, kann dies ein Indiz für ein Atemwegsproblem sein. Auch die Art und Weise wie das Pferd atmet, sollte beobachtet werden. Pferde mit Atemwegsproblemen zeigen oft eine sogenannte „Bauchatmung“. Den Pferden fällt es schwerer die eingeatmete Luft wieder auszuatmen. Daher „pressen“ diese Pferde mit den Bauchmuskeln nach.
Was tue ich, wenn mir etwas Ungewöhnliches bei meinem Pferd auffällt?
Bemerke ich bei meinem Pferd eines der oben genannten Symptome, sollte ich im Zweifel den Tierarzt zurate ziehen. Natürlich kann eine Atemwegserkrankung auch ein simpler Infekt sein. Bei einem solchen Verdacht sollte außerdem Fieber gemessen werden, um den aktuellen Stand der Dinge zu prüfen. Die meisten Pferde, die mit Atemwegserkrankungen beim Tierarzt vorgestellt werden sind aber Pferde, mit bereits chronischen Verläufen. Um es möglichst nicht dazu kommen zu lassen, sollten wir unsere Pferde stets gut im Blick behalten.
Quellen:
Dr. Astrid Reitz (2018) JEDER Husten beim Pferd ist ein Warnsignal, Vortag online abgerufen am 23.03.2023
Dr. Bianca Schwarz – Atemwegserkrankungen beim Pferd: Husten ist nicht gleich Husten – Webinar vom 07.03.2023
ClipMyHorse.TV – Dr. W. Scheidemann (Tierärztliches Kompetenzzentrum Karthaus GmbH) – Video zum Thema Pferdelunge und Husten
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (2016) Grundwissen zur Haltung, Fütterung, Gesundheit und Zucht, Richtlinien für Reiten und Fahren Band 4, FNverlag, Warendorf